Die Jugendarbeit der Iserlohn Kangaroos
Seit dem ersten Juli ist Jan-Eric Keysers neuer Jugendkoordinator der Iserlohn Kangaroos und damit verantwortlich für die Nachwuchsarbeit. Dabei dreht es sich nicht nur um die Talentsichtung und -förderung, sondern um das Gesamtpaket des Kangaroos-Nachwuchses. Wir haben uns mit ihm über seine ersten 80 Tage im Verein und die Neuausrichtung in der Jugendarbeit unterhalten. Hier geht es in erster Linie um seinen neuen Aufgabenbereich und die ersten Schritte.
Als Jugendkoordinator bin ich für die gesamte Nachwuchsarbeit verantwortlich, also alles was mit den Kindern und Jugendlichen im Verein zu tun hat. Neben der Talentsichtung (Schule) und -förderung (Förderkader) gehören auch Projekte wie die Basketball Camps dazu, aber auch alle Jugendmannschaften von der Ballschule bis zur U18 fallen in meinen Verantwortungsbereich. Anders als ein Jugendtrainer muss ich nicht alle Einheiten mit den Mannschaften eigenständig planen und durchführen, sondern bin eher für das Gesamtbild verantwortlich – vor allem für die organisatorischen und inhaltlichen Rahmenbedingungen.
Wir wünschen uns, dass unser neues Jugendprogramm sehr viel nachhaltigere Ergebnisse bringt.
Damit meine ich, dass wir so gute Standards etablieren müssen, dass wir in jedem Jahr 2-3 Spielern aus unserem eigenen Programm den Sprung in die ProB ermöglichen können. Aber auch, dass wir genug Mitstreiter in der Vereinsarbeit finden, wie z.B. Trainer, Schiedsrichter, Kampfrichter und Aufbauhelfer. Und nicht nur “Du bist nicht gut genug als Spieler, dann wirst du halt Schiedsrichter oder Trainer”; sondern wir möchten ein internes Programm ins Leben rufen, mit dem wir gezielt Sportlerinnen und Sportler aus unseren Reihen ansprechen, für ein Engagement im Sport begeistern und diese dann dabei begleiten.
Der erste Schritt besteht vor allem darin, eine positive und wertschätzende Atmosphäre zu schaffen, in der jeder jedem hilft und in der die Kinder und Trainer von sich aus gerne verweilen wollen. Das ist die Grundlage jeder guten und nachhaltigen Jugendarbeit.
Dazu gehört es, wichtige Standards in den einzelnen Trainingseinheiten festzulegen und einzuhalten. Leitfragen dabei sind:
Unser Programm muss sich insbesondere mit diesen Leitfragen beschäftigen und wir müssen dann gemeinsam an einem Strang ziehen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Mit Ergebnissen sind aber keinesfalls Spielergebnisse gemeint, sondern immer die Entwicklung des einzelnen Spielers. Für mich sind reine Spielergebnisse kein Indikator für gute oder schlechte Jugendarbeit.
Vor allem aber möchte ich gerne einen Athleten-zentrierten Ansatz verfolgen. Im Mittelpunkt steht nie der allwissende Trainer, der von oben herab den Spielern Aufgaben zuwirft, sondern immer der Athlet und seine Entwicklung. Und vor allem ist der Athlet an dem Prozess beteiligt – seine Rückmeldungen, Wünsche und Ziele spielen immer eine Rolle in seinem Entwicklungsprozess. Als Trainer können wir Spielerinnen und Spielern helfen, ihre sportlichen und persönlichen Ziele zu erreichen. Alle Spieler sind Teil des Trainingsprozesses und ihre Mitarbeit trägt wesentlich zur Trainings- und Vereins Atmosphäre bei.
Danach geht es weiter mit einer verbesserten (an wissenschaftlichen Standards) orientierten Talentdiagnostik und der Anpassung der Trainingsinhalte und -methoden für eine optimale sportliche und persönliche Entwicklung. Dieser Prozess ist langfristig angelegt, insbesondere eine ständige Evaluation ist gefragt, um unser Programm stets zu verbessern – und so möchten wir uns in ein paar Jahren zu einem der besten Ausbildungsprogramme in der Region und der Basketball-Bundesliga entwickeln.
Mir fallen da mehrere Möglichkeiten ein: Zum einen müssen wir schon bei unseren Jüngsten damit beginnen einen solchen Ansatz zu implementieren: In der Trainingsgestaltung konkret bedeutet es, dass unsere Trainerinnen und Trainer den Kindern schon früh die Möglichkeiten bieten müssen eigenständige Entscheidungen zu treffen und die entsprechenden Konsequenzen zu erfahren. Und mit Konsequenzen meine ich auch zu erfahren, dass manche Dinge leider nicht so funktionieren, wie gewünscht, sondern andere Lösungen erfordern.
Zum anderen müssen wir aber auch eine sehr zielorientierte Spiel- bzw. Trainingsumgebung kreieren und die Kinder eigenständig Lösungen finden lassen. Bei Bedarf können wir als Trainer mittels guter Fragen die Kinder bei der Lösungsfindung unterstützen. Wir müssen hier auch einfach mal das Vertrauen in unsere Kinder und Jugendlichen setzen, dass sie mit der Situation klarkommen und sie erfolgreich bewältigen werden, auch wenn es vielleicht ein paar Versuche benötigt.
Wir als Trainer müssen es lernen, dies auszuhalten. Wir dürfen nie den Fehler machen, die kindliche Neugier und die Entdeckungsfreude zu nehmen, indem von vornherein alles vom Trainer bestimmt wird. Sondern wir bieten ihnen einen Raum, in dem sie sich ausprobieren können.
Zu Anfang, als wir diese Impulse gesetzt haben, sollten sich die Kinder auch untereinander Feedback geben. Da kam dann mal ein “Hey, was machst du da für einen Blödsinn“ heraus. Fragt man nach: “Wie hilft das deinem Mitspieler, besser zu werden?“ und die Antwort kommt: “Er soll es halt nicht noch einmal machen”, merke ich an: “Glaubst du, er weiß nicht selber, dass er den Ball verdaddelt hat? Würde es dir dann weiterhelfen, wenn du angeschnauzt wirst?” Antwort: “Nee, es wäre voll unfair.“ Daraufhin antworten wir: “Richtig, und genau so fühlt sich dein Mitspieler.“ Dann kann es Klick machen und in der nächsten Situation geht man wertschätzender miteinander um. So wird sichergestellt, dass jeder einen Teil zu der Atmosphäre beiträgt, die bei uns im Training vorherrschen soll. Genau dieses Umfeld soll die Kinder dazu ermutigen, eigenständige und auch oft ganz erstaunliche Lösungsmöglichkeiten für bestimmte Probleme, bzw. Spielsituationen zu finden, an die ich garnicht gedacht habe. Und diese Selbstreflektion ist nachher ein wichtiger Grundstein, wenn die Kinder und Jugendlichen später für oder gegen den Nachwuchsleistungssport entscheiden müssen.
Wenn diese Grundlagen bei uns im Programm gelegt worden sind, dann beginnt die eigentliche Arbeit am Basketball-Sport.
Denn nicht die aktuelle sportliche Leistung ist wichtig, sondern das Potential eines jeden Spielers zu fördern und ihn dabei zu unterstützen es maximal möglich zu entfalten – egal wohin es ihn führt:
Zum Profisportler, zum Basketball-begeisterten Fan, zum engagierten Nachwuchstrainer oder zum gutem Schiedsrichter.
Danke Jan für den Ausblick!